5. Die
Grundprinzipien einer Verhandlung
„Der
Verhandler sollte so biegsam sein wie eine Weide und so hart wie ein Fels. Er
muss schnell und fähig sein, ein guter Zuhörer, höflich und angenehm. Er sollte
sich nicht als gewitzt darstellen, noch sollte er so streitbar sein, dass er
bei seiner Argumentation geheime Informationen preisgibt. Vor allem muss er
genug Selbstbeherrschung besitzen, um der Versuchung zu widerstehen, schneller
zu sprechen, als er seine Gedanken zu formulieren imstande ist. (...) Der
Verhandler muss die Geduld eines Uhrmachers besitzen und frei von persönlichen
Vorurteilen sein.“
Damit
beschrieb François de Caillère schon 1716 in „The Art of Diplomacy“, was einen
versierten Verhandler ausmacht: Aufrichtigkeit und Vertrauen statt
Böswilligkeit und Betrug. Die gemeinsame Suche nach den wirklichen Interessen
beider Parteien sei das wahre Geheimnis einer guten Verhandlung, betonte der
französische Diplomat – und wird damit bis heute von Buchautoren und
Trainern zitiert.
Egal,
ob Gehaltspoker oder Preisverhandlung mit einem Lieferanten: Fallen Sie nicht
mit der Tür ins Besprechungszimmer. Konfrontieren Sie Ihr Gegenüber nicht
sofort mit Argumenten und Forderungen. Einige persönliche Worte brechen das
„Eis“, stellen eine angenehme Atmosphäre her. Sprechen Sie jedoch nur Themen
an, für die Sie sich zumindest ein bisschen interessieren. Ansonsten wirkt es
schnell aufgesetzt und Ihr Gegenüber fühlt sich verschaukelt.
Danach
informieren Sie den oder die anderen, worum es Ihnen geht bzw. welche
Tagesordnung Sie planen. Ihr Chef oder Geschäftspartner sollte wissen, worauf
Sie hinaus wollen und worauf er sich einstellen muss.
1.
Ziele definieren und verfolgen
„Wer
nicht weiß, wohin er will, landet meist dort, wo er nicht hinwollte“, sagt das
Sprichwort. Gehen Sie mit konkreten Zielen in die Verhandlung – die
sich möglichst in Einzelerfolge aufteilen lassen.
2.
Auf nonverbale Signale achten
Mehr
als die Hälfte der in einem Gespräch aufgenommenen Informationen vermitteln wir
nonverbal, ein Drittel über die Stimme und die Art des Sprechens. Ein
lebhafter, offener Gesichtsausdruck stellt zum Beispiel eine positive
persönliche Beziehung zum Gegenüber her, ein Poker-Face erzeugt hingegen
schnell Misstrauen und Zurückhaltung. Ein Tipp der Beraterin Regina Zelms: Die
eigene Haltung sollte möglichst ein Spiegelbild des Gegenübers sein. Denn:
„Gespräche sind wie ein Tanz – da passt man sich auch an oder man
tritt sich auf die Füße.“
Eine
wirkungsvolle Gesprächsführung besteht nie allein aus Taktik. „Die inneren
Einstellungen schlagen sich immer wieder unbewusst in Formulierungen, Gestik
und Mimik nieder“, erklärt Hans Stöger. Wer seinen Gesprächspartner nicht
wertschätzt, erzeugt Misstrauen und Distanz. Wer im Gespräch bejahende
Formulierungen und ermunternde Gesten einsetzt, die den Partner akzeptieren,
vermeidet den Kampf um die Bedeutung der Person. Das schafft ein offenes Klima
für eine Diskussion um die Sache.
Der
Versuch, seine Mimik einzustudieren, scheitert jedoch in aller Regel:
„Beeinflussen Sie Ihre Mimik nur indirekt, indem Sie Ihre Einstellung zur
Gesprächssituation verändern“, empfiehlt Stöger. Nur wer möglichst direkt und
authentisch diskutiert, wirkt überzeugend.
3.
Aufmerksamkeit zeigen
Wie
signalisieren Sie Ihrem Gesprächspartner, dass Sie aufmerksam zuhören und sich
für seine Argumente interessieren? Mit leicht vorwärts geneigter Körperhaltung
(anstatt sich zurück zu lehnen und die Arme zu verschränken), mit Blickkontakt,
Kopfnicken, gelegentlichen kurzen Äußerungen („hm“, „verstehe“ ...) zeigen
Sie Interesse für das, was Ihr Gegenüber sagt. Greifen Sie mit Ihrer Antwort
gezielt Schlüsselbegriffe aus dem letzten Satz des anderen auf.
4.
„Aktiv“ zuhören
Versuchen
Sie, sich auf die Botschaft des Gesprächspartners zu konzentrieren. Hören Sie
bis zum letzten Wort zu, anstatt nach dem ersten Satz bereits über den Konter
nachzudenken. Fragen Sie nach, anstatt in die Aussage hineinzuinterpretieren,
was Sie zu verstehen glauben.
Wenn
Sie wirklich zuhören, lassen Sie den anderen scheinbar den Gesprächsverlauf
bestimmen. Er soll alles sagen, was er sagen will. So lernen Sie mehr über die
Person und ihre Bedürfnisse, Sie können die Argumente des Gegenübers besser
„vorhersehen“. Wechseln Sie also nicht ohne Grund das Thema.
5.
Statt zu widersprechen empfiehlt Regine Zelms:
Umwandeln:
Statt „Das sehe ich aber anders ...“ besser „Sie sprechen ein Problem an,
das viele Seiten hat. Für mich ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig...“
Umdeuten:
Statt „Da bin ganz anderer Ansicht ...“ lieber „Das ist eine richtige
Überlegung, vielleicht sollten wir aber Folgendes nicht außer Acht
lassen ...“
Überhören:
Statt „Nun, das geht so bestimmt nicht ...“ eher „Ja, das ist ein
wichtiges Problem, konzentrieren wir uns jetzt mal auf folgenden
Umstand ...“
Weiterleiten:
Statt „So kommen wir aber zu keinem Ergebnis“ lieber „Bevor wir hier
Folgerungen ziehen, müssen wir noch Folgendes beachten ...“
6.
Geschickt formulieren
„Sag,
was Du denkst“, empfehlen Trainer heute überwiegend, nachdem sie jahrelang
festgelegte Formulierungen und Verhaltensschemata predigten. Mittlerweile heißt
das neue Zauberwort „Authentizität“, sprich Glaubwürdigkeit. Ein aufgesetztes,
einstudiertes Verhalten lässt sich meist nicht lange durchhalten. Wer versucht,
eine Rolle zu spielen, entlarvt sich zum Beispiel meist durch die Diskrepanz
zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation. „Wenn Sie innerlich toben,
nimmt Ihnen scheinbar stoische Ruhe keiner ab“, warnt Peter Maas. „Sprechen Sie
Ihre Gefühlslage lieber an.“
7.
Schweigen statt schwafeln
Üben
Sie sich in Geduld, weniger reden und abwarten bewirkt oft kleine Wunder. „Ihr
Schweigen fördert das Reden der anderen – Sie gewinnen den Überblick“,
rät der Trainer Hans Stöger. Ausdauer und Durchhaltevermögen zahlen sich meist
aus.
8.
Ich-Botschaften formulieren
Sprechen
Sie von sich und nicht von „man“. Wer seine Statements mit „Sie sind ...“
oder „Sie haben ...“ beginnt, provoziert, dass sich der Gesprächspartner
angegriffen fühlt und sich rechtfertigt, anstatt über die Botschaft
nachzudenken. Das setzt regelmäßig eine destruktive Spirale gegenseitiger
Vorwürfe und Angriffe in Gang. Teilen Sie Ihre Empfindungen und Gedanken daher
lieber in Ich-Botschaften mit: „Ich bin enttäuscht ...“, „Ich wundere
mich ...“. „Es ist viel weniger bedrohlich zu hören, was der
Gesprächspartner empfindet, als beschuldigt zu werden“, erklärt Hans Stöger.
9.
Fragen statt sagen
Je
nachdem, welche Antwort Sie hören wollen, arbeiten Sie mit verschiedenen
Frageformen:
Offene
Fragen – zum Beispiel „Was spricht gegen meinen Vorschlag?“ Sie ermutigen
den anderen, sich auszusprechen und alles mitzuteilen, was er weiß. Das macht
vor allem zu Beginn eines Dialoges Sinn, wenn es darum geht, in ein Thema
einzusteigen und viele Informationen zu erhalten.
Geschlossene
Fragen lassen sich in der Regel nur mit ja oder nein beantworten. Sie
konzentrieren das Gespräch auf wichtige Punkte bzw. Entscheidungen. Sie eignen
sich, um Dinge klarzustellen. Mit so genannten „Ja-Straßen“, also eine Reihe
von Fragen, auf die der andere wahrscheinlich mit ja antwortet, kann man den
Gesprächspartner unbewusst in eine Richtung bzw. zu einer Entscheidung drängen.
Ein gefährliches Spiel, denn mehrere geschlossene Fragen hintereinander
erzeugen häufig Aggressionen.
Suggestivfragen –
zum Beispiel „Sie wollen doch auch, dass wir expandieren?“. Suggestivfragen
leiten häufig eine Manipulation ein. Der Fragende ist selten an der wahren
Meinung des anderen interessiert.
Indirekte
Fragen, auch Fangfragen genannt, werden häufig in Vorstellungsgesprächen
eingesetzt. Beispiel: „Wie würde Ihr bester Freund Sie beschreiben?“
10.
Fair und ruhig bleiben
Bewahren
Sie Ruhe und Vernunft, lassen Sie die Emotionen nicht mit Ihnen durchgehen.
„Buchen Sie es nicht als Erfolg, wenn Ihre Attacke den Gegner schlecht aussehen
lässt“, warnt Hans Stöger. „Das ist kein Erfolg, sondern ein Hindernis auf dem
Weg zur Einigung.“
„Der
beste General ist derjenige, der niemals kämpft“, so ein chinesischer Spruch.
Aber was tun, wenn Ihr Kontrahent mit unfairen Mitteln arbeitet?
Personaltrainer empfehlen nicht, selbst Kampftechniken einzusetzen. „Aber Sie
sollten sie erkennen“, rät Peter Maas. „Wenn Ihr Gegenüber zum Beispiel
versucht, Sie durch Brüllen einzuschüchtern oder mit Weinen Mitleid zu erregen,
reagieren Sie am besten überhaupt nicht.“ Warten Sie einfach eine Weile ab und
reden dann, als wäre nichts geschehen, weiter.
Wenn
Sie Ihr Gegenüber provoziert oder verletzt, senden Sie eine
Ich-Botschaft – das heißt: Sprechen Sie das Verhandlungsklima an. „Sobald
Sie merken, dass Ihnen die Galle hochkommt, zählen Sie langsam bis fünf und
antworten erst dann“, rät die Autorin Gabriele Stöger in „Wie führe ich meinen
Chef?“. Vielleicht kühlt der erste Ärger auch durch eine angenehme Assoziation
ab – denken Sie zum Beispiel dreimal an ein Gänseblümchen.
11.
Verhandlungsspielraum einplanen
Definieren
Sie vor dem Gespräch ihre Maximal- und Minimal-Lösung. Wo liegt Ihre
Schmerzgrenze, die Sie keinesfalls unterschreiten wollen? Wollen Sie Ihre
Forderung „um jeden Preis“ durchsetzen?
Und
werten Sie ein Entgegenkommen Ihrerseits nicht automatisch als Niederlage.
Verhandlungen laufen nicht nach dem Prinzip „alles oder nichts“ ab.
Kompromissbereitschaft ist wichtig – allerdings nicht als voreilige
Konfliktvermeidungsstrategie. Vielleicht gibt es „Geschenke“ für die
Gegenseite, die Sie nicht viel kosten.
12.
Win – Win - Lösungen anstreben
Verhandeln
ist ein ständiges Geben und Nehmen, Ausloten, Abgleichen, Aufeinanderzugehen,
Abwarten“, beschreibt die Frankfurter Trainerin Regina Zelms ihre
Basar-Strategie. Aus einer Verhandlung sollte keiner als Sieger oder Verlierer
gehen. Denn damit wäre jeder weitere Kontakt zwischen den Partnern geprägt von
Verlust (sprich Niederlage) oder Gewinn (und damit dem Gefühl des Triumphes).
Reine Verteilungskämpfe bringen langfristig meist wenig Erfolg, streben Sie
lieber ein für beide Seiten vorteilhaftes Tauschgeschäft an. Denn in aller
Regel wollen bzw. müssen Sie ja weiter mit der Person konstruktiv
zusammenarbeiten.
Verfolgen
Sie daher nicht allein Ihre eigenen Ziele, berücksichtigen Sie auch die
Bedürfnisse des Gegenübers. „Stellen Sie immer wieder eine Kosten-Nutzen-Bilanz
auf“, rät der Personaltrainer Peter Maas. „Wenn Sie, zum Beispiel beim
Gehaltspoker, selbst keine Punkte finden, die Ihr Chef für sich als Nutzen
verbuchen kann, brauchen Sie erst gar nicht in die Verhandlung zu
gehen – der Flop ist programmiert.“ Formulieren Sie Ihre Vorschläge
stets so, dass der andere einen Vorteil für sich erkennen kann.
13.
Wiederholen und zusammenfassen
Es
beugt Missverständnissen vor und hilft, das Gespräch zu lenken, wenn Sie
zwischendurch elementare Statements wiederholen – im Sinne von „Habe
ich Sie richtig verstanden, dass ...“. Sagen Sie mit eigenen Worten, wie
das eben Gesagte bei Ihnen angekommen ist. Damit lenken Sie das Gespräch und
den Gesprächspartner meist mehr als mit eigenen Monologen. Vermeiden Sie jedoch
eigene Interpretationen, Bewertungen oder Unterstellungen.
Abgesehen
davon, dass das Wiederholen, Experten sprechen von „Spiegeln“, Unklarheiten
beseitigt, betrachtet es der Trainer Peter Maas als wirksame Methode, um
Gespräche zu steuern.
Einige
Beispiele:
Wollen
Sie nicht sofort (oder gar nicht) antworten, gewinnen Sie mit dem Spiegeln
Zeit.
Durch
Spiegeln können Sie Atmosphäre schaffen – gute („Sie fühlen sich
also überfordert?“) oder schlechte („Wollen Sie damit etwa sagen, dass Sie sich
schon jetzt überfordert fühlen?“).
Redet
jemand viel, sagt aber wenig, pointieren Sie mit Ihrer Wiederholung die
Kernaussagen.
Sagt
jemand zwar etwas, legt sich aber nicht fest, können Sie ihn „festnageln“ (Sie
sind also dafür, dass ...“).
Wenn
viele Argumente kommen, prüfen Sie die Prioritäten („Am wichtigsten scheint
Ihnen zu sein, dass ...“).
Spiegeln
verführt den Gespiegelten häufig dazu, weitere Inhalte nachzuschieben. Wenn Sie
den anderen aushorchen wollen, setzen Sie diese Methode ein.
Am
Ende einzelner Gesprächsabschnitte sollten Sie jeweils ein Zwischenfazit
ziehen. Fassen Sie zusammen, worauf Sie sich geeinigt haben oder wo noch
Differenzen bestehen. Das bringt Sie immer wieder zurück zum roten Faden der
Verhandlung, strukturiert den weiteren Ablauf und dient als Basis für das
weitere Gespräch.
Am
Ende eines Gespräches ziehen Sie das Gesamtfazit. Wiederholen Sie noch einmal
alle wichtigen Punkte, die Sie vereinbart haben. Denn was der Partner/die
Partnerin am Ende hört, daran erinnert er/sie sich in der Regel am besten.
Zudem vermeiden Sie auch dadurch Missverständnisse.
14.
Eigentore - Die häufigsten Verhandlungsfehler
Zu
leise reden. Treten Sie nicht als „Mäuschen“ auf. Formulieren Sie Ihre
Argumente klar und deutlich, kurz und prägnant, beschränken Sie sich auf das
Wesentliche. „Sprechen Sie etwas langsamer als gewöhnlich“, rät der Münchener
Coach Hans Stöger. „Damit lassen Sie Ihrem Zuhörer Zeit, Ihre verdichteten
Informationen zu verarbeiten und zu verdauen.“
Nur
halb zuhören. Wer nach dem ersten Satz des Gegenübers bereits an seinem Konter
feilt, verschenkt wichtige Informationen und produziert nicht selten
Missverständnisse.
Dem
Gegenüber nicht in die Augen schauen. Das suggeriert mangelndes
Selbstbewusstsein oder aber Desinteresse. „Wenn Sie mit jemandem engagiert
reden, schauen Sie ihn intuitiv an“, erklärt Stöger. „Ihre Augen verraten, dass
Sie sich dem anderen ungeteilt zuwenden und sehr aufmerksam sind –
und wie Sie das Gehörte finden.“
Keine
Tagesordnung. Unstrukturierte Gespräche führen zu vagen Ergebnissen. Haben Sie
mehrere Themen zu diskutieren, arbeiten Sie diese der Reihe nach ab. Vermischen
Sie die Bereiche nicht und versuchen Sie, nach jedem Thema ein Zwischenfazit zu
ziehen.
„Mitstreiter“
vorher nicht genügend informieren. Wenn Ihr Chef nicht weiß, dass es Ihnen um
eine Gehaltserhöhung geht, fühlt er sich überrumpelt und macht im Zweifelsfall
die „Schotten dicht“. Sagen Sie bereits, wenn Sie den Termin vereinbaren, worum
es geht.
In
Selbstdarstellungen schwelgen. Verzichten Sie darauf aufzutrumpfen oder zu
belehren. Lassen Sie dem anderen seine Rolle, auch wenn es für Sie bedeutet,
dass Sie flexibel sein müssen. „Wenn Ihr Verhandlungspartner dominieren will,
lassen Sie ihn vordergründig dominieren. Wenn er zurückhaltend ist, überfahren
Sie ihn nicht“, rät Regina Zelms, selbstständige Trainerin in Frankfurt. Nehmen
Sie eher die Rolle des Lernenden als die des Wissenden ein.
Dem
Gegenüber zu viel Raum lassen. Den anderen ermuntern zu reden, ihn ausreden
lassen und selbst gut zuhören, soll nicht heißen, das Ruder aus der Hand zu
geben. Ergreifen Sie die Initiative, lenken Sie durch gezielte Fragen, leiten
Sie immer wieder geschickt auf Ihr Verhandlungsziel über ...
Alle
Argumente bereits zu Beginn preisgeben. Verschleudern Sie Ihr Pulver nicht auf
einmal. Verhandeln ist ein ständiges Geben und Nehmen, Ausloten, Abgleichen,
Aufeinanderzugehen, Abwarten. Spielen Sie Ihre Trümpfe nach und nach gezielt
aus, halten Sie den Joker möglichst lange in der Hand.
Einwände
ignorieren. Versuchen Sie nicht, Zweifel zu vertuschen. „Unausgesprochene
Einwände sind eine belastende Hypothek für den Gesprächsverlauf“, warnt Regina
Zelms. Nehmen Sie Kritik des anderen eher selbst vorweg („Sie scheinen an den
Ergebnissen zu zweifeln ...“) oder fragen Sie nach Problemen („Was spricht
gegen mein Argument?“).
Keinen
Verhandlungsspielraum einplanen. Sich ein Ziel zu setzen, ist oberstes Gebot
jeder Verhandlung. Wer dieses Ziel jedoch stur verfolgt, muss damit rechnen, dass
auch der Partner auf stur schaltet. Überlegen Sie sich vorher, auf welche
Kompromisse Sie sich einlassen können und wo Ihre Schmerzgrenze liegt. Diese
sollten Sie dann aber auch nicht überschreiten.
Die
Fassung verlieren. Lassen Sie sich nicht zu barschen Äußerungen hinreißen, wenn
Sie Ihr Gegenüber auf die Palme bringt. „Bist du wütend, zähl bis vier, hilft
das nicht, dann explodier“ – wer den Tipp von Wilhelm Busch befolgt,
kommt um einen destruktiven Wutausbruch meist herum.
Absolutbotschaften
und Killerphrasen aussprechen. Auf Statements wie „Die Idee ist völlig
unbrauchbar“ oder „Wir von der Abteilung X sind immer die Dummen“ reagiert der
Gesprächspartner in aller Regel mit Abwehr. Absolutbotschaften wie jeder, alle,
immer, ständig, pausenlos, nie, ohne Ausnahme, total ... sind
Gesprächskiller. „Es ist auch ziemlich ungeschickt, Kronzeugen aufzurufen“,
warnt die Trainerin Gabriele Stöger*. Schenken Sie sich auch Aussagen wie „Die
ganze Abteilung denkt so“ – Ihr Gegenüber sieht eher eine Verschwörung
als einen konstruktiven Hinweis darin.
Angriffe
starten und Drohungen aussprechen. Man legt besser niemandem Daumenschrauben
an, von dem man Zugeständnisse haben will. Hüten Sie sich daher vor zu barscher
Kritik à la „Sie sind ja ...“. Formulieren Sie die Vorwürfe lieber als
Ich-Botschaft: „Ich fühle mich ...“, „Ich habe den Eindruck ...“.
Gut
vorbereitet ist halb gewonnen!
15. Fragen, die Sie vorab beantworten
sollten:
Geschickte
Verhandlungsführung bestehe nur zu einem Drittel aus angeborenen Talenten, zu
zwei Dritteln aus erlernbaren Fertigkeiten, erläutert der Autor Raymond Saner*.
Und amerikanische Studien belegen: Allein sorgfältige Planung macht mehr als
die Hälfte des Erfolges oder Misserfolges einer Verhandlung aus.
Zum
Pflichtprogramm des versierten Verhandlers gehört es, sich ein möglichst
genaues Bild von den eigenen Interessen und Möglichkeiten sowie denen der
Gegenseite zu verschaffen. Denn was der chinesische General Sun Tze im 5.
Jahrhundert vor Christus in seinem Standardwerk „Die Kunst des Krieges“
schrieb, gilt nicht nur, wenn es um den Weltfrieden geht: „Kennst du deinen
Gegner und dich selbst, so brauchst du hundert Schlachten nicht zu fürchten.
Kennst du dich, aber nicht den Gegner, so wirst du für jeden errungenen Sieg
eine Niederlage erleiden. Kennst du weder den Gegner noch dich selbst, dann
verlierst du jede Schlacht.“
Ein
Leitfaden für die Gesprächsplanung – je nachdem, ob sie mit Kollegen,
Ihrem Chef oder Geschäftspartnern verhandeln wollen, erübrigen sich manche
Fragen.
Wer
ist mein Gesprächs-/Geschäftspartner? Alter, Geschlecht, Ausbildung, eventuell
Hobbys etc. Welche Funktion bzw. Position hat er im Unternehmen
(Entscheidungsbefugnis)?
Was
weiß ich über das Unternehmen? Rechtsform, wirtschaftliche Daten, Kunden,
Märkte... Wie steht es augenblicklich da (Berichte in den Medien etc.)? Habe
ich Informationsgeber im Unternehmen?
Wer
leitet die Verhandlung? Sind Sie auf sich allein gestellt oder verhandeln Sie
gemeinsam mit Kollegen? Teams sollten sich absprechen, die einzelnen Parts
verteilen und eventuell einen Wortführer festlegen.
Wann
und wo wird die Verhandlung stattfinden? „Wählen Sie den Zeitpunkt der
Besprechung je nach Ihrem Ziel“, rät der Coach Peter Maas. „In der Mittagszeit
oder abends sind die meisten unlustig und/oder müde. Das kann Ihnen nutzen oder
schaden.“ Und setzen Sie sich bei Zweiergesprächen möglichst nicht gegenüber.
„Niemand kann auf Dauer gleichzeitig denken, reden und Blickkontakt halten“,
warnt Regina Zelms. Das irritiert viel weniger, wenn man über Eck sitzt.
Worum
geht es in der Verhandlung? Welche Argumente haben Sie? Mit welchen
Einwänden/Zweifeln/Gegenargumenten müssen Sie rechnen und wie können Sie ihnen
begegnen? Wie greifen Sie Bedürfnisse des Gegenübers geschickt auf und binden
sie in Ihre Argumentation ein?
Welche Ziele setze ich mir für das Gespräch? „Wer die Wünsche und Bedürfnisse beider Seiten kennt, besitzt Macht am Verhandlungstisch“, schreibt Raymond Saner. Und das beginne bei den eigenen Bedürfnissen: „Wer sich selbst nicht kennt, ist eine leichte Beute für den Gegner.“ Formulieren Sie daher für sich, was Sie erreichen wollen. Überlegen Sie sich: Können Sie die Ziele in Teilerfolge aufteilen? Haben Sie Alternativen durchgespielt? Ein Ziel sollte immer positiv formuliert sein.
Was
kann ich meinem Gegenüber als Verhandlungsmasse anbieten? Was will ich, was
kann ich dafür bieten? Mit welchen Kompromissen kann ich leben? Welches
Interesse könnte der Partner an meinem Angebot haben? Was sind seine
Interessen, was ist sein Nutzen? Wer erst während der Diskussion über die
Wünsche der Gegenseite nachdenkt, muss sich einen Kompromiss oft teuer
erkaufen.
Welchen
Verhandlungsspielraum setze ich mir? Wo liegt meine Schmerzgrenze? Welche
Alternativen bleiben bzw. wie reagiere ich, wenn die Verhandlung mit diesem
Gegenüber scheitert?
Was
muss schriftlich fixiert werden? Wer führt das Protokoll?
Welcher
zeitliche Rahmen steht zur Verfügung? Setzen Sie sich ein Zeitlimit.